MO.S.O.M.cord
CD, 9 Tracks, 73min. Published by multi.trudi in 2000. => Discogs
Tracks (excerpts):
Potential Hit
Factory Default
Nonlinear Online
Single Thin White Male
Websafe
Kritik aus Testcard #10 (Zukunftsmusik)
The Omnibus of Time
Wie Sie halten Digital Hardcore für Lärmbelästigung und Atari Teenage Riot für undifferenzierten Krach?
Dann lassen Sie die Finger weg von Stefan Becks CD. Hier gibt es nicht nur Porno-Samples und eklig gepitschte Stimmen, sondern vor allem viel Krach. Der ist an zwei Turntables entstanden, ohne Midi, Sampler und Computer, wie das Backcover ganz oldschool verkündet.
Entsprechend rauh und holprig, also 'handgemacht' klingen die Aufnahmen auch, archaisch stellenweise wie die ersten Scratches in den Achtzigern.
Das verleiht den Aufnahmen einen gewissen Charme. Denn abgesehn davon, daß die meisten Zeitgenossen More Sounds of Multi.Trudi (so der ausgeschriebene Titel) sowieso nur für undifferenzierten Krach halten werden, sind die Sounds sehr wohl strukturiert und mit Bedacht geschichtet, so daß auch ab und an richtige Beats entstehen.
Vergleichbar mit V/VM, aber nicht ganz so abwechslungsreich und humorvoll wie sie, wird Noise hier nie allzu verdichtet eingesetzt, sondern in klar kalkulierten Schüben, die Power nach vorne treiben.
Adrenalin-Stoff für Nerds, unausgelastete Medienwissenschaftler und allen, denen die eigene Plattensammlung noch zu konventionell erscheint.
mb (Martin Büsser)
Präsentation von MOSOMcord bei blinc. Frankfurt, 19.9. 2000
Matze Schmidt in n0name newsletter #35
neue cd stefan beck
"auf die mischung kommt es an" steht unter einem 4er-Mischpult ohne
Spuren nur mit X-Faders
Mischen als geschlossenes System
"von multi.trudi, dem kleinsten Ausstellungsraum Frankfurts, ist gerade die
dritte CD-Veroeffentlichung erschienen: MO.S.O.M.cord
Anders als bei der vorangegangenen Musik fuer Bankangestellte wurde hier
auf Vinyl-Platten gegenwaertiger Club-Musik als Ausgangsmaterial
zurueckgegriffen. Hinzu kommen Sprachsamples, die mittels eines Dictaphons
eingespielt wurden.
Als Ergebnis ist eine Musik entstanden, die zwischen Wiedererkennbarem
und Verfremdung schwankt. Verglichen mit herkoemmlicher Club-Musik kam es
hier weniger auf das, was gemacht, als das was gehoert wurde an.
MO.S.O.M.cord versteht sich somit als Beitrag zur Rekonstruktion des
Hoererlebnisses gegenwaertiger Clubmusik.
Gleich geblieben ist das Verfahren: geloopte Schallplatten bilden den
Input, der mittels eines speziell konfigurierten Mischpultes und
Effektgeraeten weiter bearbeitet wurde (...). Alle Stuecke wurden live
erstellt und ohne weitere Korrekturen direkt auf Band aufgezeichnet. MIDI,
Sampler, Computer sowie weiteres Editing kamen nicht zum Einsatz. Die
Musik bildet den Prozess ihres Entstehens genau ab."
Kann man den letzten Satz nicht unbedingt unterschreiben, weil das
konstruktivistische Ohr die naive akustische Abbildtheorie eher als
Konzept eines Ab-Bilds lesen musz und sie ja dann eigentlich
»Abhoertheorie« heiszen mueszte, so bietet Stefan Beck ein
Meta-Hoerangebot an. Obwohl die CD zu hoeren nicht gerade ein Genusz ist.
Wird also das gehoert, was bediente Maschinen auditieren? Versucht man
nicht, bis an die verwendeten Materialien ranzukommen indem man sich
durch das Postproduzierte (nahe am Rauschen) hindurchhoeren will? Folgt
man Stefan Becks Diktum, dann ist die CD eine Wiederbelebung des
"In the mix" mit anderen Mitteln, indem eben nicht "gemischt" oder
remixed wird, sondern indem die Praxis von Mischen und Remix vorgefuehrt
wird. Schliezlich laeszt sich sagen, dass es hier um die Erforschung des
Rezipierens geht, im lokalen Bezug zur Stadt. Wie klingt es, wenn jemand
den topologischen Kontext, der selbst schon Aufnahme ist, zitiert ohne zu
sehr in bildende Lautmalerei und szenische Verweiserei zu verfallen? Wir
praegen hiefuer das Adjektiv »systemexmanent«.
Track 1 alles mit rauschen belegt
uebertypisierte stoergeraeuschtaktik, die sich dann in musik als signal
steigert
> cover checken
Frankfurter Begrifflichkeiten wie "Fruchtig", "RadioX", "Ordnungsamt",
"Boersenspekulation", "Geld + Bank", "Hessische Kulturstiftung", "Techno"
etc.
ah, Gleichungen: Frankfurter + Club = Revolution
empfehlung: zur partizipation an den tracks eine moehre oder cornflakes
kauen
ab hier 2 [?] uebersteuerungen = strom (wie komm uebersteuerung
zustande?), vezerrte und geflangte [ < ? ] zitate (kann man mit soundforge
machen, der open closed hihat beat nicht als basis oder referenz so. als
soundstrecke ueber unter u neben anderen,
3 "stuecke" vom moderator der ueber "potential hits" referiert,
4 unkenntliche lyrics (?) und 1 zweiter teil der suite [was ist suite?]
5 (das dilemma wie man ueber musik schreiben soll > bei nietzsche
nachlesen?): tribe-gesaenge zerhackt, witz deutscher technolyrik
6 die stimme sagt forward messages, say yes
7 ah, das kenne ich. wenn man d abtastnadel d. plattspielers in eine
hoehe bringt dass sie die vinyl nur manchmal beruehrt ergibt das 1
rhytmus
8 a la krachhardcore, so sachen, die man mit hifis und kopfhoerern machen
kann
9 brummen und so, zw noise u beatrhytm
zuerst dachte ich, sb beLEGT alle tracks mit stoerungen, dann viel auf,
er stoert die tracks in sich. was aber ist dann der 'ur-track'? wenn alle
tracks in sich gestoert sind, hat die stoerlogik einen fehler. die stuecke
klingen wie bearbeitetes material (zu dt. frickelkram), dann aber geht die
interpretation in richtung: das grundsaetzlich als stoerung konnotierte
klang-material besteht aus geraeusch/atonalitaeten - klassischer techno?
...
arbeitet sich sb am tonalen guerilliakrieg gegen die intellektdisco ab?
verweigerung der klangforschung, und das mitten aus der technoclubstadt
hoehenlastig, verzerrig, zerhackig
sagte sich 1 Generation, wir beschaeftigen uns mit dem Output von
Maschinen
live direct to tape
no midi
no sampler
no computer
no editing
Turntables
with fixed needles
(for loops)
Compressor
Filter
Effects
Delay
Compressor
Mini-Tape
Filter 2
Mixing-Console
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